Recall nach Darmspiegelung – FAQ für Patienten

Sie haben einen Recall-Brief von uns erhalten. Damit Sie gut informiert sind und wissen, was auf Sie zukommt, haben wir die häufigsten Fragen rund um das Thema Kontroll-Darmspiegelung für Sie zusammengestellt.

Nach einer Darmspiegelung mit Polypenabtragung empfehlen wir regelmässige Kontrolluntersuchungen, um Ihre Darmgesundheit langfristig zu sichern. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Darmkrebsvorsorge.

Gastroenterologie Zürich_Roger Wanner

«Ich berate Sie gerne kompetent in all Ihren Fragen.»

Roger Wanner, Arzt

1. Warum werde ich zu einer Kontroll-Darmspiegelung aufgeboten?

Bei Ihrer letzten Untersuchung wurden ein oder mehrere Polypen entfernt. Diese gutartigen Wucherungen können sich mit der Zeit erneut bilden oder verändern. Die Kontrolluntersuchung dient der Vorsorge und Früherkennung, um das Risiko für Darmkrebs deutlich zu senken.

2. Wie oft muss eine Kontroll-Darmspiegelung durchgeführt werden?

Die Häufigkeit richtet sich nach Anzahl, Grösse und Art der entfernten Polypen. In der Regel empfehlen wir eine Kontrolle nach 3 bis 5 Jahren. In besonderen Fällen kann eine frühere Kontrolle nötig sein – wir richten uns dabei nach den aktuellen Leitlinien und Ihrem individuellen Befund.

3. Ist die Vorbereitung auf die Kontroll-Darmspiegelung dieselbe wie beim ersten Mal?

Ja, die Vorbereitung mit abführenden Medikamenten ist dieselbe. Sie erhalten im Vorfeld alle notwendigen Informationen und Unterlagen von uns.

4. Ich bin beschwerdefrei – brauche ich die Kontrolle trotzdem?

Ja. Polypen verursachen in der Regel keine Beschwerden, wachsen aber unbemerkt weiter. Die Kontrolle dient der Früherkennung, auch wenn Sie sich gesund fühlen.

5. Was sind Polypen?

Polypen sind gutartige (benigne) Schleimhautwucherungen, die im gesamten Verdauungstrakt vorkommen können – am häufigsten jedoch im Dickdarm (Kolon) und Enddarm (Rektum). Sie entstehen, wenn sich Zellen der Darmschleimhaut übermässig vermehren und dabei kleine Vorwölbungen bilden. Die meisten Polypen verursachen keine Beschwerden und werden zufällig bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) entdeckt.

6. Was ist der Unterschied zwischen einem Polypen und Krebs?

Ein entscheidender Unterschied: Polypen sind keine Krebserkrankung. Sie gelten jedoch als sogenannte Krebsvorstufen (präkanzeröse Läsionen). Das bedeutet, dass sich aus bestimmten Arten von Polypen im Laufe der Zeit Darmkrebs entwickeln kann – vor allem dann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und entfernt werden. Der Übergang von einem gutartigen Polypen zu einem bösartigen Tumor geschieht in der Regel langsam über mehrere Jahre. Durch eine rechtzeitige Entfernung können Sie daher einer möglichen Krebsentstehung wirksam vorbeugen.

7. Wie entstehen Polypen?

Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt mehrere Risikofaktoren, die zur Entstehung von Polypen beitragen können:

  • Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung erhöht das Risiko. Dies ist der Hauptrisikofaktor für Darmkrebs.

  • Alter: Polypen treten häufiger ab dem 50. Lebensjahr auf.

  • Lebensstil: Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und übermässiger Alkoholkonsum fördern die Polypenbildung.

  • Ernährung: Eine ballaststoffarme Ernährung mit viel rotem oder verarbeitetem Fleisch kann die Entstehung begünstigen. Der Effekt ist aber klein

8. Sind Polypen gefährlich?

In den meisten Fällen sind Polypen harmlos. Dennoch ist ihre Entdeckung wichtig, weil manche Typen – insbesondere sogenannte Adenome – ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs bergen. Darum ist die Entfernung und die anschliessende Kontrolle entscheidend. Ihre persönliche Gefährdung hängt dabei von der Anzahl, Grösse, Art und dem feingeweblichen Befund (Histologie) der Polypen ab.

9. Was kann ich gegen Polypen tun?

Zunächst das Wichtigste: Polypen, die bei einer Darmspiegelung entdeckt werden, können in der Regel vollständig entfernt werden. Dies geschieht meist direkt im Rahmen der Untersuchung – schmerzfrei und ohne Operation. Damit ist der erste und wichtigste Schritt zur Vorbeugung von Darmkrebs getan.

Langfristig können Sie selbst viel zu Ihrer Darmgesundheit beitragen:

  • Nehmen Sie empfohlene Nachsorgeuntersuchungen wahr.

  • Achten Sie auf eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung.

  • Bewegen Sie sich regelmässig.

  • Vermeiden Sie Nikotin und übermässigen Alkoholkonsum.

  • Halten Sie ein normales Körpergewicht.

10. Welchen Einfluss hat die Ernährung bei Polypen?

Ernährung spielt eine Rolle – sowohl in der Entstehung als auch in der Vorbeugung von Polypen. Studien zeigen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst und Vollkornprodukten (mediterrane Kost) das Risiko für Polypen senken kann.
Auch eine Reduktion von rotem Fleisch und stark verarbeiteten Lebensmitteln (z. B. Wurstwaren) wirkt sich positiv aus. Eine mediterrane Ernährungsweise wird zunehmend empfohlen.
Der Effekt ist aber gering, ein gesunder Lebensstil ist aber auch für das Herz-Kreislauf-System gut.

11. Welche Polypen gibt es?

Man unterscheidet Polypen hauptsächlich nach ihrer Form und feingeweblichen (histologischen) Beschaffenheit. Die wichtigsten Typen sind:

  • Adenome: Häufigste Form, potenziell krebsverdächtig. Je nach Architektur spricht man von tubulären, villösen oder tubulovillösen Adenomen.

  • Hyperplastische Polypen: Meist harmlos, mit sehr geringem Entartungsrisiko.

  • Serratierte Polypen (SSP / TSA): Können ebenfalls ein Krebsrisiko darstellen, vor allem bei bestimmten Lokalisationen oder Grössen.

  • Entzündliche Polypen: Treten häufig bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auf.

  • Hamartome: Seltene, meist genetisch bedingte Wucherungen.

Je nach Art, Anzahl und Grösse Ihrer Polypen wird das weitere Vorgehen individuell festgelegt.

12. Wie geht es nun weiter?

Nach der Entfernung von Polypen ist eine gezielte Nachsorge entscheidend. In der Schweiz orientieren wir uns dabei an den Empfehlungen der SGG (Schweizerische Gesellschaft für Gastroenterologie), insbesondere an der Nachsorgeempfehlung von Truninger et al. (2020). Die Häufigkeit der empfohlenen Kontrollkoloskopien richtet sich unter anderem nach:

  • der Anzahl der entfernten Polypen

  • ihrer Grösse

  • dem histologischen Typ

  • der Vollständigkeit der Abtragung

13. Beispiele für Nachsorgeintervalle (gemäss Schweizer Richtlinien):

  • 1–2 kleine Adenome (<10 mm, tubulär): Kontrolle nach 10 Jahren
  • 3–10 Adenome oder ≥1 Adenom ≥10 mm: Kontrolle nach 3 Jahren

  • >10 Adenome oder Hochrisikopatienten (z. B. familiäre Belastung): Kontrolle nach 1 Jahr

Das genaue Intervall legen wir gemeinsam mit Ihnen fest – auf Grundlage Ihres individuellen Befundes.

14. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Kontrolluntersuchung?

Ja, in der Regel werden die Kosten im Rahmen der medizinischen Vorsorge von der Grundversicherung übernommen, sofern eine medizinische Indikation besteht (z. B. Polypen in der Vorgeschichte). Bei Unsicherheiten bitten wir Sie, sich direkt mit Ihrer Versicherung in Verbindung zu setzen.

15. Kann ich auch früher zur Kontrolle kommen, wenn ich unsicher bin oder Beschwerden habe?

Unbedingt. Bei neu auftretenden Beschwerden (z. B. Blut im Stuhl, unklarer Gewichtsverlust, anhaltender Durchfall oder Verstopfung) empfehlen wir, sich frühzeitig bei uns zu melden – auch ausserhalb des Recall-Zyklus.